Ulm

Ulm
Ụlm:
süddeutsche Stadt an der Donau.

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Ụlm,
 
Stadt in Baden-Württemberg, 458 m über dem Meeresspiegel, Stadtkreis und Verwaltungssitz des Alb-Donau-Kreises, an der Mündung der Blau in die Donau, gegenüber von Neu-Ulm und der Illermündung, 116 100 Einwohner; Universität (gegründet 1967), Fachhochschule für Ingenieurwissenschaften, Institut für Lebensmitteluntersuchungen, Theater, Stadt- und Universitätsbibliothek, Stadtarchiv, Museen (u. a. Deutsches Brotmuseum). Schwerpunkte der Industrie sind Fahrzeugbau (Iveco, Kässbohrer) und Elektroindustrie, ferner gibt es Metall-, elektronische und Textilindustrie, Gartengerätebau. Seit 1988 entsteht der Sciencepark mit unternehmenseigenen Forschungsinstituten; das Ziel ist der Wissenschafts- und Technologietransfer zwischen Universität, Fachhochschule und Industrieforschung.
 
 
Wieder aufgebaut nach starker Zerstörung der Altstadt 1944 sind das repräsentative gotische Rathaus (14.-16. Jahrhundert) mit astronomischer Uhr und Skulpturen von H. Multscher (1427-30, Originale im Museum), die Architekturmalerei wurde erneuert, Salzstadel (1592; beherbergt heute das Deutsche Brotmuseum), Kornhaus (1594), Schwörhaus (1612/13), Neuer Bau (ursprünglich Lagerhaus, 1585-93) im Renaissancestil, Löwenbau im Zeughausareal (1665/67). Berühmtestes Bauwerk ist das gotische Münster (124 m lang, Gewölbehöhe des Mittelschiffs 42 m): 1377 unter Baumeistern der Parler-Familie (vermutlich unter Heinrich dem Älteren oder dessen gleichnamigem Sohn) als Hallenkirche begonnen, 1383 Chorweihe (Netzgewölbe erst 1449). 1392-1417 Beginn der Umgestaltung zur Basilika und Planung des Westturmes durch Ulrich von Ensingen; 1477 ff. Vollendung des Turmvierecks und Beginn des Oktogons unter M. Böblinger, 1493 ff. Umwandlung in eine fünfschiffige Basilika durch B. Engelberg, um den Turm abzusichern; 1543 endgültige Einstellung des Baus; 1844-90 Vollendung des Bauwerks nach den mittelalterlichen Plänen, Ausbau des 161 m hohen durchbrochenen Turmhelms (1885-90) nach Böblingers Entwurf. Wertvollste Ausstattungsstücke sind das Chorgestühl von J. Syrlin dem Älteren und Michel Erhart (1469-74), ferner das 28 m hohe Sakramentshaus (1471 vollendet), die 1498/99 von Engelberg umgearbeitete Kanzel (Schalldeckel 1510 von J. Syrlin dem Jüngeren) und der Choraltar von M. Schaffner (1521); am Westportal Schmerzensmann von Multscher (Original von 1429 heute im Kircheninnern). Im Kiechelhaus (um 1600) das Ulmer Museum (u. a. mittelalterliche Kunst Oberschwabens, spätgotische Münsterrisse, Barockmalerei). Neugotische katholische Georgskirche (1901-04) von Max Meckel (* 1847, ✝ 1910); Pauluskirche (ehemalige evangelische Garnisonskirche) von T. Fischer (1908-10). R. A. Meier entwarf das Stadthaus (1989-93) und das Daimler-Benz Forschungszentrum (1989-93) auf dem Eselsberg, wo sich auch der Neubau der Ingenieurfakultät (1995 fertig gestellt) von O. Steidle befindet. - Im Ortsteil Wiblingen ehemalige Benediktinerabtei (1093 gegründet); in den Klostergebäuden (1714-60) Bibliothekssaal mit umlaufender Empore, reiche malerische und plastische Dekoration. Die Abteikirche, der letzte große Kirchenbau Oberschwabens (1772-78), wurde unter der Leitung von Januarius Zick im frühklassizistischen Stil ausgestattet. Evangelisches Gemeindezentrum (1959-64) von O. A. Gulbransson.
 
 
An einem Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller wurde erstmals 854 die Königspfalz Ụlma erwähnt. 1096/98 gelangte U. an die Staufer und entwickelte sich in der Folge zu deren Hauptstützpunkt in Schwaben. Unter Friedrich I. Barbarossa war die Entwicklung zur Stadt abgeschlossen. Das Ulmer Recht wurde an eine Reihe schwäbischer Städte weitergegeben. Die Reichsstadt erreichte im 14. Jahrhundert Selbstständigkeit in der inneren Verwaltung und die Bürgerschaft mit dem Schwörbrief 1397 politische Gleichberechtigung. Die geographische Lage begünstigte den auf Leinenweberei und Barchentproduktion beruhenden Export in fast alle Teile Europas. Den im Handel erworbenen Reichtum nutzte die Stadt seit dem 14. Jahrhundert u. a. zum Erwerb eines Territoriums, das mit rd. 830 km2 zu den größten reichsstädtischen Gebieten zählte. In den Städtebündnissen des 14. Jahrhunderts, im Schwäbischen Bund und als Direktor der Städte im Schwäbischen Reichskreis hatte U., auch Tagungsort des Schwäbischen Kreises, eine führende Rolle. Durch die Abstimmung von 1530 bekannte sich die Mehrheit der Bürger zur Reformation. 1802 fiel U. an Bayern, 1810 an Württemberg. Dadurch war die Stadt zunächst von ihrem Hinterland rechts der Donau (Neu-U.) abgeschnitten, doch brachten der Bau der Bundesfestung (seit 1842; seit 1871 Reichsfestung), der sich zum Knotenpunkt erweiternde Eisenbahnanschluss (1850) und die Errichtung einer Garnison neuen Aufschwung.
 
 
H. Baumhauer: Das Ulmer Münster u. seine Kunstwerke (21989);
 Elmar Schmitt: Münsterbibliogr. Kommentiertes Gesamtverz. aller Schriften über das Ulmer Münster (21990);
 A. Silberberger: Neugestaltung Ulmer Münsterplatz (1993).
 

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1Ụlm: süddeutsche Stadt an der Donau.
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2Ụlm, 1Ụl|me, die; -, ...men [landsch. Nebenf. von 1Holm] (Bergmannsspr.): Seitenwand eines Stollens.

Universal-Lexikon. 2012.

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